Die junge Adelige Blanche de la Force wird seit ihrer Kindheit von Panikattacken heimgesucht. Um ihrer existenziellen Angst zu entfliehen, tritt sie gegen den Willen ihres Vaters in ein Kloster ein. Von der alten Priorin, Mme. De Croissy, wird sie in die Ordensgemeinschaft der Karmelitinnen aufgenommen. In Gesprächen mit ihren Mitschwestern wird Blanche in ihrem Glauben bestärkt, muss aber auch immer wieder erleben, dass sie ihre Angst nicht überwinden kann. Jan 30, 2018 - Eine ambitionierte Premiere des Nordhäuser Theaters in seiner Jubiläumsspielzeit. Die Vorlage ist ein reales Ereignis, der Tod der Ordensschwestern von Compiègne unter der Guillotine 1794. André Sittner zu der Premiere. Dialogues des Carmélites (Gespräche der Karmelitinnen) ist eine Tragische Oper in drei Akten mit zwölf Bildern aus dem Jahr 1956 von Francis Poulenc, die er als. Auch vor der Realität kann sie nicht fliehen: Die Französische Revolution ist in vollem Gange und durch ein Dekret wird den Nonnen untersagt, ihre Ordensregeln auszuüben und die Heilige Messe zu feiern. Da sich die Karmelitinnen nicht an dieses Verbot halten, werden sie verhaftet und zum Tod unter der Guillotine verurteilt. In diesem Märtyrertod liegt für die Ordensschwestern ihre Bestimmung. Nur Blanche flieht zunächst in ihrer Todesangst, bevor sie am Tag der Hinrichtung die Kraft aufbringt, ihren Schwestern aufs Schafott zu folgen, und sich damit auch ihr Schicksal vollendet. *** Francis Poulenc DIALOGUES DES CARMÉLITES Opéra in drei Akten und zwölf Bildern Libretto vom Komponisten nach dem gleichnamigen Drama von Georges Bernanos In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln Musikalische: Leitung Axel Kober Inszenierung: Guy Joosten Bühne und Kostüme: Johannes Leiacker Licht: Manfred Voss Chorleitung: Christoph Kurig Produktionsdramaturg: Luc Joosten Dramaturgie: Bernhard F. Loges Marquis de la Force: John Wegner Blanche: Anett Fritsch Chevalier: Corby Welch Madame de Croissy, Priorin: Anja Silja Madame Lidoine, neue Priorin: Sabine Hogrefe La Mère: Marie Jeanne Piland Soeur: Constance Alma Sadé Mère Jeanne: Katarzyna Kuncio Soeur Mathilde: Judita Nagyová Beichtvater: Bruce Rankin Erster Kommissar: Florian Simson Zweiter Kommissar: Rolf Broman Offizier: Daniel Djambazian Kerkermeister: Dmitry Lavrov Thierry: Dmitry Lavrov Monsieur Javelinot: Karl Thomas Schneider Orchester: Düsseldorfer Symphoniker Video: Ralph Goertz © Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg. Dialogues Des Carmélites München KritikWer schon kannte das Stück? Schlimmer: Wer wollte es dringend kennenlernen? Ein Nonnenkloster. Keine Liebesgeschichte! Und dann legen Kent Nagano und Dmitri Tcherniakov los, dass man bis zur Pause kaum zum Atmen kommt. ![]() ![]() ![]() Tosender Straßenlärm. Die Bühne im Münchner Nationaltheater ist voll mit hastenden Menschen. Davor, mit dem Rücken zum Publikum, ein einzelnes, verängstigtes Mädchen. Licht aus, und Nagano beginnt mit den ersten Takten von Francis Poulencs „Dialogues des Carmélites“. Dieser Anfang hämmert uns ein: Das Stück spielt heute, unter uns. Alle genauen Zeit- und Religionsbestimmungen sind eliminiert. Tcherniakov steuert eine zeitlose Parabel über die Angst und ihre Überwindung, über Einsamkeit allein und in der Gruppe, über Stärke und die Stärke der Schwäche an. Dazu baute er sich eine schlagend einfache Bühne: weiter, ungeschützt-gefährlicher Raum, oft undurchdringlich neblig beleuchtet, und im Kontrast dazu auf der Drehbühne ein einfaches, gut einsehbares Holzhaus: umfriedeter, vielleicht auch gefährlich abgeschlossener Schutzraum – der Konvent. Hier leben Nonnen, alle in Elena Zaitsevas morbidfarbiger, ärmlicher Alltagskleidung, als hätten sie alles von Gorkis Nachtasylanten geerbt. Hierher kommt Blanche, die das Leben vor Angst und Schwäche nicht mehr anderswo zu ertragen glaubt. ![]() Klar zeichnet der Regisseur die verschiedenen Charaktere der Klosterfrauen: die alte Priorin, hart, streng, in ihrer Krankheit zum Tode – zum großen Schrecken von Blanche – aber plötzlich ohne alle Heilsgewissheit. Da flicht Tcherniakov Momente der Wärme, der Berührung ein, bewegend gespielt von Silvie Brunet mit ihrem tiefen Mezzo und Susan Grittons hell-leuchtender Blanche. Buchstäblich bis zur Selbstentblößung lässt sich die stimmstarke Susanne Resmark auf die spannende Rolle der Mère Marie ein: unnachgiebig, forsch, burschikos, überzeugt, dass eigentlich nur sie die neue Priorin werden würde. Wie zeigt Tcherniakov das? Dialogues Des Carmélites MünchenAn einfachen Handlungen: die Härte, mit der sie ein Kissen aufschüttelt, ein Bett bezieht, der Todkranken die Strümpfe auszieht. Sie macht das alles korrekt, kalt, ohne eine Spur von Mitgefühl. Priorin wird dann dennoch die viel unsicherere, aber menschliche Madame Lidoine, der Soile Isokoski den Glanz ihres Soprans mitgibt. Auffallend der Silberton in der Stimme von Hélène Guilmette als heiter-naive Constance. Alle diese Charaktere werden gespiegelt in dem traurig-aufmerksamen Blick von Grittons übersensibler Blanche, die sich schon unter größten Mühen von ihrem Vater (Alain Vernhes) und dem nervös übergriffigen Bruder (intensiv: Bernard Richter) befreien musste. Zusammen mit Nagano gelingt der Regie ein bis zum Äußersten gehendes, dennoch nie überzogenes Spiel von Menschen in Grenzsituationen. Der Eingriff in den Stückablauf am Ende ist allerdings stark: Statt des gemeinsamen Todesmarschs der Karmelitinnen, die den Märtyrertod geschworen haben, wenn eine neue Obrigkeit (vertreten unter anderem durch Ulrich Ress als Kommissar) sie an ihrem, wie sie meinen, gottgefälligen Leben hindert, zieht Blanche, in ihrer Schwäche plötzlich erstarkt (wodurch eigentlich?), die schwer keuchenden Schwestern aus einer Art Gaskammer, um dann als Einzige hineinzugehen und sich sprengen zu lassen. Das ist vielleicht ein schöner Gedanke des stellvertretenden Opfers – hat aber nichts mit dem Stück und dessen auskomponierten Guillotine-Schlägen zu tun. Kent Nagano, durch die französische Kultur zuerst europäisiert und ihr bis heute ergeben, dirigiert die vielschichtige Musik von Poulenc, die zwischen Debussy, wunderbaren Kirchenchören, Tristans Englischhorn und ironisch spritziger Eleganz vieles verarbeitet, was einem Spätgeborenen zugänglich ist.
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Marzo 2019
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